Deine Zuchtstute: Eignung, Trächtigkeit und Geburt

Zuchttauglichkeit der Stute

Zuchttauglichkeitsuntersuchung der Stute

Diese Untersuchung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Stute die besten Voraussetzungen für eine gesunde Trächtigkeit und ein gesundes Fohlen mitbringt.

Hier ist, was du wissen musst:


1️⃣ Allgemeingesundheit der Stute:

Bevor die Zucht überhaupt in Betracht gezogen wird, ist es wichtig, die allgemeine Gesundheit der Stute zu überprüfen. Hierzu gehört eine detaillierte Anamnese, um frühere Erkrankungen oder gesundheitliche Probleme zu erkennen. Der Body Condition Score (BCS) hilft, den Körperzustand der Stute zu beurteilen – eine gute Kondition ist für die Fruchtbarkeit von großer Bedeutung. Bei der klinischen Untersuchung werden allgemeine Gesundheitsfaktoren wie Temperatur, Herzfrequenz und Atemfrequenz geprüft. Der Stoffwechsel sollte gut ausbalanciert sein, um die Fruchtbarkeit und das Wohlbefinden der Stute zu gewährleisten. Zudem sollte die Stute im Schritt lahmfrei sein, um keine gesundheitlichen Risiken für sich oder das Fohlen einzugehen.


2️⃣ Gesundheit des Geschlechtsapparats:

Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Geschlechtsgesundheit. Die Schamstellung und der Schamschluss spielen hier eine wesentliche Rolle. Regelmäßige und normale Rosse sind ein gutes Zeichen dafür, dass der Zyklus in Ordnung und die Stute fruchtbar ist. Auch ein Blick auf die Scheidenschleimhaut und den Gebärmuttermund gibt Aufschluss über die Fruchtbarkeit. Eine gesunde Schleimhaut und ein normaler Gebärmuttermund sind entscheidend für eine gute Fortpflanzungsgesundheit.


3️⃣ Tupferprobe und Infektionskontrolle:

Vor der geplanten Besamung sollte eine Tupferprobe gemacht werden – idealerweise während der Rosse und mindestens 2 Rossen vor der Besamung. Diese Probe hilft, etwaige Infektionen oder andere gesundheitliche Probleme auszuschließen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten. Eine gründliche Untersuchung der Scheiden- und Gebärmutterschleimhaut ist entscheidend, um den Zyklusstand und die Fruchtbarkeit der Stute zu beurteilen.


4️⃣ Ultraschalluntersuchung:

Ein Ultraschall ist notwendig, um die Gebärmutter und die Eierstöcke zu überprüfen und ihre Gesundheit zu bewerten. Auch eine Abtastung der Strukturen ist wichtig, um etwaige Anomalien oder Infektionen zu erkennen, die einer erfolgreichen Befruchtung im Wege stehen könnten.


5️⃣ Erbgesundheit und Genetik:

Zu guter Letzt spielt die Erbgesundheit eine zentrale Rolle in der Zucht. Rasseabhängige Merkmale und genetische Veranlagungen können die Fortpflanzung beeinflussen. Genomische Tests helfen dabei, Erbkrankheiten zu erkennen und eine gezielte Zuchtplanung zu ermöglichen. Der passende Hengst ist ebenso wichtig wie die Auswahl einer gesunden Stute, da beide die genetische Gesundheit des Fohlens beeinflussen. Nur mit gesunden Tieren zu züchten ist entscheidend, um das langfristige Ziel der Zucht – die Eliminierung von Erbkrankheiten – zu erreichen.

Die Trächtigkeit der Stute und alles was dazu gehört

Trächtigkeit der Zuchtstute

Die erste Trächtigkeitsuntersuchung

... erfolgt zwischen Tag 14 & 16 nach dem Eisprung. In dieser Phase wird die Trächtigkeit bestätigt & die Risiken einer Zwillingsgravidität minimiert. Etwa um Tag 30 kann per Ultraschall die Herzaktivität des Fohlens erkannt werden & ab Tag 43 erfolgt i.d.R. die 2. Untersuchung. Die 6. Woche ist der Beginn der Plazentation (Einnistung der Gebärmutter). Bei Risikoträchtigkeiten sind weitere Untersuchungen nötig.


Zu möglichen Komplikationen

... zählen PBIE (post breeding induced endometritis= Gebärmutterentzündung nach Besamung/Bedeckung), Zwillingsträchtigkeit (kommt fast nie vor, dass 2 gesunde Fohlen auf die Welt kommen und birgt hohes Risiko für Stute). Auch Plazentitis (Entzündung der Plazenta) stellt ein Risiko dar, sie kann bspw. einen Abort oder eine Frühgeburt auslösen.


Fütterung und Bewegung

... sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Trächtigkeitsmanagements. In den ersten sieben Trächtigkeitsmonaten kann die Fütterung wie gewohnt fortgeführt werden. Achte darauf, dass das Futter von einwandfreier Qualität ist und die Stute nicht energetisch überversorgt wird. Im letzten Drittel der Trächtigkeit kann bei Bedarf auf ein Zuchtfutter/Vitaminpräparat umgestellt werden. Abwechslungsreiche und regelmäßige Bewegung ist wichtig, um die Muskulatur und Kondition der Stute zu erhalten.


Impfung und Entwurmung

... spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Zucht. Dazu gehören die Tetanus-Impfung zum Schutz der Stute bei Geburtsverletzungen und zum Schutz des Fohlens, welches die Antikörper mit dem Kolostrum aufnimmt; die Herpes-Impfung schützt vor einem Virus-Abort und die Influenza-Impfung wird ebenfalls von der StiKo Vet empfohlen. Da Zwergfadenwürmer über die Milch auf das Fohlen übertragen werden können, ist auf die Entwurmung der Stute ein besonderes Augenmerk zu legen.

Mit der richtigen Betreuung, Fütterung und den nötigen Untersuchungen sollte die Trächtigkeit reibungslos verlaufen und zu einer erfolgreichen Geburt eines gesunden Fohlens führen.

Die Geburt des Fohlens – Ein faszinierender Prozess 🐴

Die Geburt des Fohlens – Ein faszinierender Prozess 🐴

Die Geburt bei einer Stute ist ein aufregendes und einzigartiges Erlebnis. Um diesen wichtigen Moment sicher zu begleiten, ist es entscheidend, die verschiedenen Phasen und mögliche Komplikationen zu verstehen. Hier ein Überblick über den Ablauf der Geburt:


1️⃣ Geburtsanzeichen:

Die Geburtsanzeichen können variieren! Der Bauch der Stute wird birnenförmig, es kommt zu Harztropfen und Milchabfluss. Der Unterbauch schwillt an, die Vulva erschlafft und die Schamlippen werden länger. Die Stute wird unruhig, scharrt und legt sich. Die Geburt beginnt meist erst, wenn Ruhe im Stall eingekehrt ist.


2️⃣ Öffnungsphase:

Dieses Stadium dauert zwischen 1 und 4 Stunden. Der Muttermund weitet sich passiv und durch Uteruskontraktionen wird die Frucht in den Fruchtblasen in den Geburtskanal geschoben. Der Sprung der Fruchtblase markiert den Beginn der Austreibungsphase. Zuerst tritt die dunkelrotbraune Allantois-Flüssigkeit aus, dann ragt die weißliche Amnionblase aus dem Schamspalt.


3️⃣ Austreibungsphase:

Das Austreibungsstadium dauert ca. 5-20 Minuten. Durch die Dehnung des Muttermundes wird Oxytocin ausgeschüttet, was die Wehentätigkeit intensiviert und zu den Presswehen führt. Meist legt sich die Stute nun hin, und die Amnionblase zerreißt entweder durch die Bewegung des Fohlens oder während der Austreibungsphase. In einer normalen Geburt ist keine Zughilfe notwendig. Wenn der Brustkorb den Geburtsweg passiert hat, nimmt die Plazenta-Versorgung ab. Wichtig: Nase und Maul des Fohlens sollten gereinigt werden.


4️⃣ Komplikationen:

In nur etwa 4% der Pferdegeburten treten Komplikationen auf. Eine frühe Ablösung der Plazenta, auch als „Red Bag“ bekannt, ist ein Notfall, bei dem die Allantois geschlossen bleibt und die braune Farbe sichtbar ist. Das Fohlen wird unzureichend mit Sauerstoff versorgt, was lebensbedrohlich ist. In diesem Fall muss die Allantois sofort geöffnet werden.


5️⃣ Nachgeburtsphase:

Die Austreibung der Fruchthülle dauert zwischen 30 Minuten und 2 Stunden. Achte darauf, die Nachgeburt vorsichtig hochzubinden, damit sie nicht abreißt. Bewahre die Nachgeburt auf, um sie später auf Vollständigkeit zu überprüfen. Wenn die Nachgeburt nach 2 Stunden noch nicht abgegangen ist, besteht die Gefahr einer Geburtsrehe und die Wahrscheinlichkeit einer Gebärmutterentzündung steigt.


6️⃣ Erstversorgung des Fohlens:

Sobald die Nabelschnur von selbst reißt (meist bei den ersten Versuchen des Fohlens aufzustehen), sollte sie nicht abgeschnitten werden, da es zu Blutungen kommen kann. Was Du tun musst: Die Nüstern des Fohlens ausstreichen, den Nabel desinfizieren (dippen), ein Klistier verabreichen und sicherstellen, dass das Darmpech abgeht.


Die Geburt eines Fohlens ist ein natürlicher und spannender Prozess – mit der richtigen Vorbereitung und Aufmerksamkeit kannst Du Stute und Fohlen sicher und gesund durch diese Phase begleiten! 💕🐴